Dustin Devind - Leb dein Leben
Das Album "Leb dein Leben" von Tikey ist für mich persönlich ein "Grower".
Das heißt, am Anfang habe ich nicht wirklich einen Bezug zu diesem Werk gehabt. Das wird wohl vor allem damit zusammenhängen, dass Dustin Devind keine besonders markante Stimme hat, und dass meiner Meinung nach kein echter Hit auf dieser LP zu finden ist. Nach mehrfachen Durchhören wird dann aber doch klar, dass es sich hier um ein solides Album handelt, mit einer guten thematischen und musikalischen Vielfalt und netten Beats.
17 Tracks aus 2 Jahren bilden diese LP. Chilla Chris, Helena, die wirklich singen kann, Miami Weisz, Pak-O und "Torsten" unterstützen Tikey beim berappen der Beats von u.A. Teinell, Viza und DJ Clash. "Leb dein Leben" ist ein recht deepes Album, ein paar positive Tracks lockern die Atmosphäre dann wieder auf.
Die LP gibt es auf der Homepage von Dustin Devind herunterzuladen: www.dustin-devind.de/
Czubi - Ehrlich unterhaltsam
"Ehrlich Unterhaltsam" ist genau das. Die 8-Lieder-EP ist schon über ein Jahr alt,
aber ich höre sie immer wieder gern.
Beats kommen von Un!c, Heffer, Zashy, Mezzomi und 2 Faced Beats und können
durchweg überzeugen. Czubi hat teilweise sehr humorvolle Texte, in einigen Tracks
erinnert er mich stark an Plan B. Bei diesen lustigen Tracks gefällt er mir auch am
besten, die beiden persönlichen Lieder "Für dich" und "Wegbegleiter" richten sich
recht direkt an seine Freundin und seine Freunde, und da ich beides nicht bin, fühle
ich mich nicht wirklich angesprochen "Das bin ich" zusammen mit Miri an der Hook
ist hingegen einfach ein Hammer-Song. Der coole Beat, die Hook und Czubis' Rap -
Wow!
Die EP gibt es auf www.mattscheibe-records.de zu laden.
Miami Weisz - Mehr denn je
Der 20-jährige Ludwigsburger Miami Weisz droppte seine EP "Mehr denn je" Ende 2006 und überzeugte mich binnen Sekunden mit seinem extravaganten Stil.
Die Beats für "Mehr denn je" hat Miami Weisz selbst produziert, ein gewisses Talent dafür hat er ja schon bei Prduktionen für andere Rapper unter Beweis stellen können. "Mehr denn je" besteht aus fünf abwechslungreichen Titeln, wobei die letzten Beiden, "Zirkumzision" mit Teinell und "Die unerträgliche Leichtigkeit des Zählens" meiner Meinung nach eindeutig die Highlights sind.
null vier null eins eins neun acht sieben
dreiundfünfzig centimeter vier komma zwei kilo beim wiegen
achtzig jahre lebenserwartung
unzählige male der rat setz reden in tat um
dann kam um neunundachtzig die wende
mein papi kam nich mim trabbi sondern mim mofa über die grenze
von drüben in den westen hier her nach lb
für uns vier in der familie begann n neues leben
so würd ichs heute sehen
(Aus "Die unerträgliche Leichtigkeit des Zählens")
Technisch und textlich kann MW überzeugen, der Vortrag könnte manchmal noch etwas druckvoller sein. Ein nettes Extra sind die im Paket enthaltenen Songtexte, die "aus interpretationstechnischen Gründen allesamt ohne Satzzeichen sowie Groß- und Kleinschreibung" enthalten sind
Mehr zu Miami Weisz kann man auf
http://www.lyricsburg.de erfahren.
Dort gibt es auch die EP zum Download
Umse - Smart und Weise
Umse ist ein Hiphophead von Scheitel bis zur Fußsohle. Jedenfalls wenn man seinen
Texten glauben schenken darf:
Wär HipHop ne Krankheit, wäre ich längst mausetot
Wäre Hiphop Gras wären von früh bis spät die Augen rot
Wäre Hiphop was zu essen, dann mehr als ein Pausenbrot,
Wäre es Dekadenz, dann hätt' ich einen Megabenz, ein Riesenhaus und
Boot("Was wäre wenn")
Hiphop und Rap ist tatsächlich das beherrschende Thema dieser 8-Track EP.
Umses' Stärke sind seine Vergleiche und Wortspiele. Auch positiv fällt auf, dass er
auf Schimpfwörter vollständig verzichten kann, ich habe sie jedenfalls nicht vermisst.
Sein Reimschema ist mir hingegen manchmal etwas zu simpel und man könnte
Umse vorwerfen, dass er auf jedem Track gleich rappt. Die Beats von Deckah und
Umse selbst sind genauso Backpacker-Mäßig wie die Texte und wissen zu gefallen.
Auf www.tunnelblick-
music.de findet man Umses' Smart und Weise EP zum Download.
Timo Supremo - Bad Timing
Timo Supremo hört man sofort an, dass er in der RBA Battle-Erfahrung gesammelt hat. Ist er wieder einer von diesen ignoranten Bengeln, die eigentlich nichts zu sagen hat außer, dass er der krasseste ist und die anderen whack sind?
Ja, eigentlich schon Aber die Art, mit der er das tut, ist schon eindrucksvoll. Rapskill-mäßig kann man Timo nichts vormachen, und im Gegensatz zu anderen Battlemonstern schafft es Supremo auch, in sich schlüssige Songs zu machen. Der eine oder andere Song mit einem echten Thema ist dann auch doch vorhanden, es ist also nicht so, dass Timo nur battlen könnte. Das eine Stunde lange Mixtape kommt teilweise auf Free- und Famebeats, teilweise mit exklusiver Musikuntermalung.
Einen gewissen dirty south-Einfluss glaube ich bei Timo Supremo `raushören zu können, und da habe ich absolut nichts gegen einzuwenden. Große inhaltliche Tiefe sollte man hier nicht erwarten, aber dafür macht das Ding einfach Spaß. So wie mein Lieblingssong auf dem Mixtape: „Steig ein“. Was für einen Banger hookbeatz da produziert hat, damit Timo ihn fachgerecht bearbeiten kann!
Auf www.bad-timing.de kann man das Mixtape herunterladen.
Nachtrag: Nach mehrfachen Durchhören bin ich der Meinung, dass 7/10 echt viel zu wenig war. For free kann man eigentlich wirklich nicht mehr erwarten, als das was Timo hier abliefert.
Snew & Mole - Hochstapler EP
Snew und Mole veröffentlichten am Tag der Arbeit 2006 diese nette kleine 7-Track EP.
Die Beats zur „Hochstapler EP“ kommen von Craze und Snew. Snew und Mole bearbeiten diese zu etwa gleichen Anteilen, Crusoe und Loco unterstützen sie auf „nicht das wir Beef hätten“. Die Beats sind nicht schlecht, aber Snew&Moles’ humorvolle Texte und ihr rauer Rapstyle sind der Grund sich dieses Ding zu geben. Auf „Hochstapler“ geht es um die hohe Kunst der beschönigenden Selbstdarstellung, in „unbekannter Teilnehmer“ spielen Mole und Snew einen Stalker und sein Opfer, und wenn man „Mein Arzt“ hört, macht man sich ernsthaft (okay, nicht wirklich) Sorgen um den Gesundheitszustand der beiden jungen Männer.
Deutscher Rap ist tot *ähm scheiße*
Deutscher Rap ist total tot * fuck*
Deutscher Rap ist total todtraurig,
Dass wir nicht jeden Tag ein neues Album 'rausbringen.
(aus: Outro. Von Snew. Glaub ich)
Auf www.vielzugut.com gibt es die Hochstapler EP zum kostenlosen Download.
FLU - Abstraktion
Ich gebe ja sowieso nicht vor, wirklich objektiv zu sein, aber jetzt wird es besonders schwer: FLU aka flowlinesuntergrund ist der kleine Bruder meines kleinen Bruders, und zufällig auch mein kleiner Bruder. Erstaunlich, nicht wahr?
Seit dem 8.12.2006, dem Tag, an dem das 18-Track Album/Mixtape fertig gestellt wurde, ist „Abstraktion“ beinahe täglich in der Küche und im Wohnzimmer zu hören: Unsere Mutter ist FLUs’ größter Fan und pumpt sein Album ständig. Das stört mich überhaupt nicht, denn auch ich höre „Abstraktion“ immer wieder gerne.
Viel Aufwand hat FLU bei der Auswahl der Beats betrieben, die Freebeats von verschiedensten Produzenten unterstützen die Stimmung der Tracks in der Regel sehr gut. Auch auf die Texte legt mein kleiner Bruder viel Wert, am Mic’ rappt er viel klügere Sachen als ich ihm je zugetraut hätte Auch wenn er sich schon gesteigert hat, ist sein Vortrag immer noch relativ unspektakulär, mit seinen Songideen macht er das jedoch wieder wett.
Nachdem schon auf dem Vorgänger „Nachschub“ nur zwei Features waren, verzichtet FLU hier sogar ganz auf Kollaborationen. Insgesamt ist Abstraktion ein recht „deepes“ Album geworden, auf klassische Battletracks wurde ganz verzichtet. Meine persönlichen Highlights von „Abstraktion“ sind das Rollbrett-Liebeslied „Rollenspiele“, „Fackel“, „Stalker“ und „Funkenlicht“.
Auf http://www.flowlinesuntergrund.de findet man FLUs’ Homepage und hier kann man Abstraktion runterladen.
Kommen wir zu meiner ununabhängigen, aber ehrlichen Einschätzung in Form von Punkten:
Plan B - ZBP
Nun, Plan B aka Plinch brauche ich wohl nicht mehr vorstellen, oder? Also können wir uns gleich mit ZBP beschäftigen:
Plan B und Maeckes könnte man wohl als Rapdeutschlands’ Chefkomiker bezeichnen, und so demonstriert auch „Zack! Boom! Peng!“ auf sieben Tracks inklusive Skit und Intro Plinchs’ eigenwilligen Humor. Die „Zack! Boom! Peng!“ EP ist schon seit April 2005 frei im Internet herunterladbar. Ich gehe mal davon aus, dass die meisten sie sich sowieso schon herunter geladen haben, wer es noch nicht getan hat kann es glücklicherweise immer noch tun auf www.plinch.de.
Wann kommt eigentlich endlich „Als wären wir Freunde“ raus?
CRRRRRRR!
NatZ - Netzwerk EP
Der RBA-erprobte Jungspund NatZ kam Ende 2006 mit einer 6-Track EP um die Ecke, die einen sehr viel versprechenden Nachwuchsrapper präsentiert.
Wenn jemand mit 14 eine EP aufnimmt, fragt man sich vielleicht, ob die Tracks vor oder nach dem Stimmbruch recorded wurden; Hier war es wohl eher mittendrin Ich finde das gibt der Stimme einen coolen Style, aber das mögen andere völlig anders sehen. Rappen jedenfalls kann der junge Mann. Technisch ist das Ganze auf einem hohen Level, inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf humorvollem Battle Rap, und genau da sehe ich auch die Stärke des Landauers. „Wortsport“ und „Gartenzeit“ bringen lustige Lines und Vergleiche in Reihe. Die Tragödie „Nachahmungstrieb“ geht allerdings auch klar.
Schade ist, dass NatZ mit zusätzlichen Infos zu den verwendeten Beats nicht aufwartet, mir ist jedenfalls keiner der Beats bisher bekannt.
Auf der Seite von NatZ und seinem Bruder „unknownking“, www.kings-eyes.de passiert leider nicht allzu viel, den Downloadlink gibt es aber hier: Download
Nach dieser viel versprechenden EP jedenfalls freue ich mich schon auch auf das „Bruderlitäts Mixtape“ von NatZ und seinem Bruder.
Nekst86 - Die Seele aus meinen Händen
Der junge Berliner Nekst86 hatte bis zum Freitag noch eine der schicksten
Homepages, doch im Moment steht er ohne Webspace Hoster da. Ersatzweise steht
auf www.nekst86.de ein Blog, in
dem er über den aktuellen Stand der Dinge informiert. Ich bin jedoch recht sicher,
dass "Die Seele aus meinen Händen" bald wieder online geht...
Schreibe ich doch auch mal etwas über die Musik:
"Die Seele aus meinen Händen" ist als "EP" betitelt, aber das wirkt bei 17 Tracks mit
über einer Stunde Spielzeit etwas sehr bescheiden Die Beats kommen größtenteils
von Profound, Nekst86 selbst, Chad und EMB tragen auch zur musikalischen
Untermalung bei. Bei den Features ist Nekst86 sehr sparsam: Außer eine Hook, die
"Aina" singt, hört man nur des Protagonisten Stimme.
Im Gegensatz zu seiner früheren EP mit Chad zeigt sich Nekst hier ungewohnt
vielseitig: Gewohnt deepe Tracks wie "Ohne meinen Stift" oder "Kalte Tränen"
tummeln sich mit "gute-Laune-Tracks" wie z.B... "Gute Laune" und sogar einem
erstaunlich unpeinlichen Partysong namens "Die 2. Phase".
Viele der Hooks sind englischsprachige Samples, und diese wissen eigentlich alle zu
gefallen. Die Beats sind allgemein wirklich gut, Respekt an Profound dafür. Den
meiner Meinung nach besten Beat auf der EP hat allerdings Nekst86 selbst
produziert: "California" ist ein verdammter Ohrwurm, ich liebe diesen Song! Andere
Highlights sind IMO "Die Seele aus meiner Hand", "Komm und lach für mich" und das
Intro, auf dem Nekst ungewohnt schnell rappt. Aber eigentlich ist die Qualität
durchgängig wirklich nice, man kann das Album nicht nur schmerzfrei durchhören, es
macht zeitweise richtig Spaß.
Humor, Wortwitz und abgefahrene Vergleiche sucht man hingegen hier vergeblich.
Das schmälert den Hörgenuss allerdings nicht besonders, Nekst86 konzentriert sich
konsequent auf seine Stärken.
Nachtrag: Die Seite ist naürlich mittlerweile längst wieder on.
Chilla Chris - "Der 3. Zug"
Ich kann mich noch gut an den sehr gelungenen, weil sonnigen Sommer 2006 erinnern, in dem mein Bruder und ich teilweise täglich auf der Heimseite von Chilla Chris nachgeschaut haben, wann denn nun endlich "Der 3. Zug" erscheint. Die Erwartungen waren hoch.
Und das, obwohl "Zweiner für Alle", sein zweites Online-Album, meiner Meinung nach eine große Enttäuschung war.
Der Fellbacher Germanistikstudent jedenfalls hatte sich einiges vorgenommen: Insgesamt 26 Tracks, gigantische 19 Feature-Gäste (u.A. Miami Weisz, Big Size, Teichos, Carat oder Dustin Devind) und Beats verschiedensten Produzenten, aber auch ein paar eigene Produktionen. Lobenswert ist auf jeden Fall auch, dass in der beigefügten Textdatei jeder Beatmacher genannt wird, leider lassen viele Leute das ja heutzutage einfach unter den Tisch fallen
Ich blick' ans Himmelszelt
der Mond scheint durch mein kleines Fenster
denk über den Sinn nach, weiß es gibt bald keine Denker mehr
Ich scheiß' auf Gangster-wear, ich bin und bleibe Texte-Schreiber
bilde mich fast jeden Tag und rap mit Eifer, flash im Cypher
Ich bringe Chiller Styles die soft sind wie Vanille-Eis
Werd' sie wohl nie kriegen, doch der Traum von meiner Villa bleibt
(Aus "Sternenhimmel")
Chilla Chris wird in einem Teil der Tracks seinem Namen gerecht: Der "Junge mit der komischen Stimme" rappt auf "Ich will weg", "Sternenhimmel" oder "Kein Stress" laid-back nachdenkliche Texte, aber auf "Trickski", "Royal Rumble", "Strap" oder "Sucker" wird er auch mal etwas lauter. Etwas. Auf Crunk-Tracks konnte er glücklicherweise ebenso verzichten wie darauf, in jedem zweiten Track zu singen, was auf jeden Fall eine gute Nachricht ist
Klares Highlight ist aber ein Solo-Track auf einem Manu-L-Beat: "Drama" geht wirklich unter die Haut, der letzte Satz ist das, was man eigentlich unter Punchline versteht.
Insgesamt ist "Der 3. Zug" ein sehr abwechslungsreiches Album auf konstant guten Beats. Meiner Meinung nach das bisher mit Abstand beste Release von Chilla Chris. Natürlich fällt der eine oder andere Feature-Gast gegenüber dem Gastgeber etwas ab, und einige Tracks sind sogar mir Warmduscher zu soft, aber ein Album dieser Länge, das man von vorne bis hinten durch hören kann, ist doch recht eindrucksvoll.
Im Outro kündigt Chilla Chris an, dass sein 3. Internet-Album auch "Das Ende vom Anfang" sein soll, er also in Zukunft andere Vertriebswege in Erwägung ziehen möchte. Mal sehen, was die Zukunft noch bringt.
Unter http://www.chillachris.de/, wo schon seit einiger Zeit nur eine Übergangsseite angezeigt wird, kann man "Der Dritte Zug" herunterladen.
Startschuss
Ich habe in den letzten Monaten eine große Menge von deutsch-und französischsprachigen Internet-Alben, Mixtapes, Online-EPs und ähnliches zu hören bekommen. Das eine oder andere Juwel war da schon dabei, aber natürlich auch eine Menge Schrott...
Die Idee ist also, auf diesen Seiten ein paar der besseren Releases vorzustellen und auch einen Testbericht dazu zu schreiben. Dabei ist der einzige Bewertungsfaktor meine persönliche Meinung, und über Geschmack lässt sich ja nicht streiten
Vorgestellt werden hier ausschließlich Dinger, die tatsächlich noch Online zu haben sind.
Vielleicht nutze ich den vorhandenen Webspace ebenfalls, um das eine oder andere Album zu hosten, bevor es auf gammeligen Rapidshare-Servern gelöscht und dann gar nicht mehr zu erreichen ist.